V - Das Magazin der VOLLMER Gruppe - 2019

auf der Welt zeigen, wenn auch nicht zeitgleich oder gleich stark. Jeder davon bildet eine Linie in der Megatrend-Map. Die Stationen sind ihre Subtrends, die wiederum Gegentrends hervorrufen; wie zum Beispiel der neue Nationalis- mus als Gegenpol zur Globalisierung oder Digital Diet und Re-Analogisierung als Antworten auf die Digitalisierung. Hinzu kommen zahlreiche Überschnei- dungen und Wechselwirkungen mit anderen Megatrends. BILDUNG IM WANDEL Ein greifbares Beispiel ist der Mega­ trend „Wissenskultur“. War Wissen frü- her nur einer elitären, überschaubaren Gruppe vorbehalten, ist es heute einem Großteil der gesamten Weltbevölkerung zugänglich – dank des Internets gera- dezu mit explosiver Tendenz. Das gilt besonders auch für Hochschulwissen. Universitäten denken um und öffnen sich. Arbeiten immer mehr interdiszipli- när zusammen, kooperieren stärker mit linen wie Wahrscheinlichkeitsrech- nung, System- und Evolutionstheorie, Kognitionspsychologie, Philosophie, Sozio-Ökonomie und Neurowissen- schaft. Auf dieser Basis entstehen Publikationen, Vorträge und mentale Techniken, die Inspiration bieten. Insbesondere den Entscheidern: „Wenn wir Managements beraten, geben wir keine expliziten Entscheidungen vor. Wir versuchen zu irritieren und zu verunsichern – im positiven Sinn. So, dass das Management die Welt anders sehen kann und seine individuelle Zukunft entdeckt“, erläutert Matthias Horx. TREND IST NICHT GLEICH TREND Mit geschärften Sinnen diagnostizieren die Zukunftsforscher ak- tuelle Trends und den- ken sie weiter. Was ist nur von kurzer Dauer und was wird uns lange begleiten? In Deutsch- land, Österreich oder sogar global? Was beeinflusst einzelne Menschen, was ganze Gesellschaften, die Wirtschaft und Politik? Und vor allem, was kann daraus als Gegen- trend entstehen? „Zu den größten Fehlern ge- hört es, Zukunft linear zu sehen“, sagt Horx. „Aber so ist die Welt ja nicht. Die Welt arbeitet in Tipping-Points, in Brüchen, in Überraschungen.“ Für die Zukunftsforschung elementar sind die sogenannten Megatrends. Tiefgreifende Wandlungsprozesse, die nahezu alle Bereiche beeinflussen und Jahrzehnte überdauern. Die sich überall Rote, grüne, blaue Linien, die ab- knicken und sich kreuzen. Die einen Anfang und ein Ende haben – dazwi- schen einzelne Stationen und zentrale Knotenpunkte. Doch diese heißen nicht „Hauptbahnhof“ oder „Friedrichstraße“, sondern „Neo-Ökologie“, „Konnekti- vität“ oder auch „Silver Society“. Was daherkommt wie das Liniennetz eines städtischen Verkehrsbetriebes, ist die Megatrend-Map, eine abstrakte Dar- stellung komplexer Trends, die heute schon aktuell sind und unser Leben die nächsten Jahrzehnte prägen werden. Sie ist das Ergebnis umfangreicher Analysen des Zukunftsinstituts und wichtiges Denk- und Arbeitsinstrument der Zukunftsforscher. THINKTANK ZUKUNFTSINSTITUT Gegründet wurde das Zukunftsinstitut 1998 von Journalist und Zukunftsforscher Matthias Horx. Mit Standorten in Wien und Frankfurt sowie rund vierzig klugen Köpfen aus verschie- denen Bereichen zählt es heute zu den ein- flussreichsten Think- tanks Europas. Mit den Zielen, falsche Vorstellungen von Zukunft aufzulösen, Ängste zu nehmen und Wandel als Chance zu begreifen. Dazu untersuchen die Forscher Zu- kunftsbilder der Vergangenheit. Prüfen, was, wann, wie und warum eingetreten ist – und was nicht. Stellen sich viele Fragen und befassen sich mit Diszip- Zu den größten Fehlern gehört es, Zukunft linear zu sehen. DAUER MEGATRENDMERKMAL 1 Halbwertszeit mindestens 50 Jahre Wir versuchen zu irritieren und zu verunsichern – im positiven Sinn. 16 SICHTFENSTER

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