V - Das Magazin der VOLLMER Gruppe - 2018

30 bis 40 Eisstunden hält ein guter Schliff. Danach stehen die Stammgäste wieder auf der Matte. Mit Schlittschuhen, die im Eiskunstlauf inklusive Kufe gut 800 Euro kosten. Der gehärtete Bereich, den Ostermeier bearbeitet, ist bei einer neuen Stahlkufe vier Millimeter dick. Ist dieser nach ungefähr einem Jahr abgetragen, muss eine neue Kufe her. Und ein neuer Schuh meistens auch. Eiskunstlaufen und auch Eishockey sind eine teure Angelegenheit. Die Schuhe und Kufen sind die Heiligtümer der Sportler. Beim Service kann viel falsch gemacht werden. Wird zum Beispiel die Zacke angeschliffen, die für den Sportler den richtigen Zeitpunkt für die Pirouette vorgibt, ist alles hinüber. Klaus Ostermeier ist sich seiner Verantwortung bewusst. Damals in den 80ern, als er über seinen Schwiegervater zum Kufenschleifen kam, hat er ihm und anderen Schleifgrößen, wie z. B. dem österreichischen Eiskunstläufer Heinrich Podhajsky, über die Schulter geschaut. Heute ist der einstige Maschinenschlosser Ostermeier selbst eine der wenigen verbliebenen Top-Adressen für Trainer und Sportler, die ein enges Vertrauensverhältnis zu ihm pflegen. Nicht zuletzt deshalb, weil er es ver- standen hat, seine Maschine den Bedürfnissen der Läufer anzupassen. Ostermeier grantelt: „Handelsübliche Schleifmaschinen waren oft nicht so präzise, wie ich es gerne gehabt hätte. Also habe ich an meiner Maschine die Spannvorrichtung über- arbeitet. Außerdem habe ich den Motor neu gelagert. Auf diese Weise erreiche ich Toleranzen von maximal fünf Hundertstel. Alles andere wäre auch völlig inakzep­ tabel für mich.“ Auch bei der Wahl der Abziehscheiben macht Ostermeier keine Kompromisse. „Für mich werden eigens ganz spezielle Scheiben aus Edelkorund gefertigt. Da habe ich glücklicherweise einen Hersteller an der Hand, der genau weiß, was ich brauche.“ Zum Erfolg verholfen hat Klaus Ostermeier deutschen Eiskunstlauf-Meistern, darunter Eva-Maria Fitze, Annette Dytrt, Andrejs Vlascenko und auch seiner Frau, die nach ihrer Karriere noch viele Jahre als Trainerin tätig war. Kennengelernt hat er Gerti – wo sonst – auf der Eislaufbahn. „Am 30. April 2018 hatten wir 32. Hochzeits- tag“, verrät uns Frau Schanderl-Ostermeier, während sie in ihrem Dirndl beherzt auf die Leiter steigt, um ihre Pokale zu präsentieren. Neben der Glasvitrine hängen „In der Hauptsaison sind wir sieben Tage die Woche im Einsatz, 16–18 Stunden am Tag.“ Klaus Ostermeier sorgt dafür, dass Läufer, Schuh und Kufe eine stimmige Einheit bilden. 8 SICHTFENSTER

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